Frauen-Themen in der Therapie

Mehr als 25 Jahre beraterische und psychotherapeutische Arbeit mit Frauen haben mir gezeigt, es gibt zentrale Themen, die nahezu alle Frauen beschäftigen. Dazu gehören:

Mutter werden, Mutter sein – oder nicht?

Jede Frau muss für sich selbst die richtige Antwort auf die Frage finden, möchte ich Mutter werden?
Die Antwort ist Weichen stellend für den Rest ihres weiteren Lebens.

Die Schwangerschaft, die Geburt oder danach Mutter zu sein, kann Erinnerungen an das eigene Aufwachsen und ungelöste Konflikte mit der eigenen Mutter oder Vater wach rufen. Hier kann es nötig werden, sich um die längst vergessenen oder bisher nicht so ernst genommenen eigenen Verletzungen zu kümmern.

Der eigene Anspruch vieler Frauen an das Mutter-Sein läßt sich häufig mit dem Begriff Perfektionismus umschreiben. Doch je höher der Anspruch, desto größer auch die Gefahr des Scheiterns. Gefühle des Versagens, Selbstvorwürfe und Zweifel sind oft die zermürbenden Folgen. Ein unter Müttern – meist nicht offen ausgetragener – Konkurrenzkampf mit dem Titel „Wer ist die beste Mutter?“ verschärft die Situation häufig zusätzlich.

Andere Frauen werden mit der unerwarteten Nachricht konfrontiert, dass sie nicht schwanger werden. Sie sind ungewollt kinderlos.

Doppelbelastung Familie & Beruf

Für viele Frauen ist es selbstverstänldich, auch als Mutter berufstätig zu sein. Berufstätigkeit und Familie kann klappen, wenn das Paar an einem Strang zieht. Die Überbelastung der Frau ist häufig ein Streitpunkt in der Paarberatung: „Du hilfst mir nicht, alles bleibt an mir hängen“, ist die typische Beschwerde der Frauen. „Nichts mache ich dir gut genug“, lautet oft die Standard-Antwort der Männer darauf.

Sexualisierte Gewalterfahrung

Ich behaupte, jeder Frau begegnet in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Verschieden ist nur die Häufgkeit und Ausprägung der Erfahrung. Sexualisierte Gewalt geschieht im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz und in privaten Beziehungen.

Beispielhaft sei genannt:

  • Die tägliche Anmache auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Kneipe oder im Freundes- und Familienkreis, wie z.B. taxierende Blicke und anzügliche Bemerkungen
  • Die Darstellung der Frau als Objekt zur Befriedigung männlicher Bedürfnisse in Werbung, Literatur, Film, Musik, Pornographie, Internet usw.
  • Stalking
  • Der sanfte Druck in der Freundschaft, dem die Frau nachgibt, um den Mann nicht zu verlieren
  • Aufgedrängte Küsse und ungewollte Berührungen
  • Finanzielle Kontrolle und Beschneidung sozialer Kontakte
  • Vergewaltigung (Quelle: Notruf Köln)

JEDE dieser bewussten oder unbewussten Erfahrungen beeinflusst unser Leben als Frau. Dieser Einfluss wird häufig erst in der Paartherapie oder in der Sexualberatung deutlich.