Non-Normativ

„Eine normative Aussage ist eine Aussage, die darüber befindet, wie etwas sein sollte, also eine Wertung oder Empfehlung beinhaltet. Sie gibt nicht nur eine Beschreibung der Realität wieder, sondern drückt auch eine Vorstellung davon aus, wie die Realität sein sollte oder wie sie gestaltet sein sollte.“ (Übersicht mit KI von google).

Normative Ideen oder Glaubenssätze begegnen mir in der Praxis täglich, die zwei Dauerbrenner sind:

Die „richtige“ Lebensform ist Vater-Mutter-Kinder(er):
Kennenlernen – irgendwann heiraten – Kinder – ein eigenes Haus 

Der „richtige“ Sex ist:
Spontane Lust – Vorspiel – Penetrations-Sex – gemeinsamer Höhepunkt – Nachspiel

Diese normativen Vorstellungen sind in unser aller Kopf gelandet, ob wir wollen oder nicht. 

Ich erlebe in der Arbeit mit meinen Klient:innen, mit diese Ideen begrenzen wir uns selbst und sind oft gestresst, wenn wir anders als die Norm leben. Vor allem, wenn aus dem Umfeld die Rückmeldung kommt, du bist „falsch“.

Wenn wir zum Beispiel „anders“ leben, zum Beispiel:  singulär, als gleichgeschlechtliches Paar, polyamor, in einer offenen Beziehung, mit oder ohne Kinder…

oder „falschen“ Sex haben, zum Beispiel: gar keinen, ohne Penetration, BDSM, mit mehreren Menschen, ohne Orgasmus, …

Ein paar Beispiele aus meiner Praxis:

  • der/die 30jährige, der/die seit 8 Jahren keine Sex hatte
  • das Paar Mitte 30, das keinen Kinderwunsch hat
  • die Frau, die seit 10 Jahren keine nennenswerte Beziehung hatte, sich sehr wohl fühlt und es nicht mehr nur als Übergangsphase ansieht
  • der Mann, der keinen Wunsch nach Geschlechtsverkehr verspürt
  • das homosexuelle Paar, das einen Kinderwunsch hat
  • das getrennte Paar, dass das Nestmodell erfolgreich lebt
  • das Paar, das in zwei verschiedenen Wohnungen lebt und gemeinsam Kinder erzieht

Natürlich habe ich auch diese Vorstellungen von richtig und falsch in meinem Kopf (gehabt). Inzwischen habe ich durch die Arbeit mit meinen Klienten gelernt: Es gibt unendlich viele Lebensmodelle und Möglichkeiten, Sexualität zu leben – und keine:s ist besser oder schlechter als das Andere. In meiner Arbeit finden Sie meine Akzeptanz dieser Vielfalt wieder.