Rassismus-Sensibel

Man kann sagen, Rassismus ist allgegenwärtig und in der deutschen psychotherapeutischen Welt meist kein Thema.
„In einer perfekten Welt würde der:die Psychotherapeut:in selbst signalisieren, dass Rassismuserfahrungen besprechbar sind“, sagt Timo Slotta, Psychotherapeut und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln im Interview mit der Zeit.
Und weiter: „Patient:innen sollten keine Nachhilfe in Rassismus geben müssen.“ Dem schließe ich mich definitiv an.

Warum interessiert mich das Thema überhaupt?
Einerseits lebe und arbeite ich in einer multikulturellen Stadt und viele meiner Klient:innen haben nicht-deutsche Wurzeln. Im Jahr 2020 sind es 40% der Einwohner aus insgesamt 180 Nationen. Andererseits habe ich durch meine Heirat mit einem Namibier einen nicht-deutschen Nachnamen, Kinder, die nicht „typisch deutsch“ aussehen – und vielfältige Erfahrungen mit Rassismus aus genau diesen Gründen gemacht, auch im deutschen Gesundheitssystem.

Meine psychotherapeutischen Kolleg:innen sind meist weiß und deutsch, die meisten ohne eigenen Bezug zum Thema Rassismus. Das Thema Rassismus ist für sie meist keines – denn sie sind einfach nicht betroffen. Es ist auch kein großes Thema in der Psychotherapie, nicht in den psychotherapeutischen Gesprächen und auch sehr selten in der Ausbildung.

Ich finde das sehr bemerkenswert. Denn ich höre immer wieder von Klient:innen: Diskrimierung und Rassismus im Alltag, in der Arbeitswelt, im Gesundheitswesen und auch in der Psychotherapie haben sie schon erlebt – vor allem PoC (People of Color) berichten davon.

Offener Rassismus ist existent in unserem Land, in der psychotherapeutischen Praxis findet sich wohl eher unbeabsichtigte und naive Diskriminierung – die Auswirkungen rassistischen Handelns bestehen jedoch unabhängig von der Intention.
Und Menschen, die eine diskriminierende Äußerung zum x-ten Male hören, haben auch davon mehr als genug. Sie wollen nicht schon wieder gefragt werden, von woher sie kommen oder hören, dass sie so gut deutsch sprechen oder bestimmt gut Basketball spielen können, weil sie groß und nicht-weiß sind.

In meiner Arbeit als Psychotherapeutin interessiere ich mich für Ihre Erfahrungen, für Ihren kulturellen Hintergrund, Ihre Familie, Ihre Traditionen, … alles, was Sie als Menschen ausmacht. Und auch für Ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus – falls es wichtig für die Lösung Ihres Anliegens ist. 

Ganz spannend wird es oft in der Paartherapie, wenn ein Paar bi- oder multinational ist. Das ist nicht zwangsläufig ein Problem, es kann eine Bereicherung sein. In der Therapie schaue ich mir mit Ihnen gerne beide Seiten an.