Die Anti-Baby-Pille feiert diesen Monat Geburtstag. Genauer gesagt am 18. August. Vor genau 20 Jahren wurde sie das erste Mal als Verhütungsmittel zugelassen und zwar in den USA unter dem Namen Enovid. Es brauchte ein weiteres Jahr bis sie in Deutschland unter dem Namen Anovlar zugelassen wurde. Aber keineswegs war sie allen Frauen zugänglich: ein Rezept für die Pille bekamen ausschließlich verheiratete Frauen, die schon mehrere Kinder hatten. Die empfängnisverhütende Wirkung kam allerdings nur unter den Nebenwirkungen zur Sprache; offiziell wurde sie bei Menstruationsbeschwerden verschrieben.
Zu Beginn war die Pille ein gut gehütetes Geheimnis: die Pharmafirmen klärten nicht auf, nur wenige FrauenärztInnen wußten Bescheid, einen ersten Artikel gab es im Magazin „Stern“.
Was hat sich durch die Pille verändert?
Es war nicht weniger als eine Revolution – bis in die frühen 60er Jahre war Sexualtität angstbesetzt, denn es war immer zu befürchten, dass eine Schwangerschaft entsteht. Viele Frauen hatten mehr Kinder als sie wollten. Unter riskanten Bedingungen wurden Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.
Erstmals war es so, dass Sexualität und Fortpflanzung nicht mehr direkt miteinander verknüpft waren; eine selbstbestimmte Familienplanung wurde möglich. Frauen wurden auch in anderen Gebieten unabhängiger. Dadurch, dass sie später Mütter wurden, blieb mehr Zeit für Schule, Ausbildung und Beruf. In den 1960ern stieg die Zahl der Abiturientinnen und Akademikerinnen sprunghaft an.
Und heute?
Annähernd die Hälfte der sexuell aktiven Frauen und Männer nutzen die Pille als Verhütungsmethode. Unter den 18-29 jährigen ist ein rückläufiger Trend zu beobachten. Wählen kann man in Deutschland heute unter ca. 50 verschiedenen Pillen.
Jede Frau und jeder Mann muss sich mit der Frage beschäftigen, welches Verhütungsmittel ist das richtige für mich. Als positiv an der Pille wird meist das Sicherheitsgefühl, aber auch die geringeren Menstruationsbeschwerden und ein besseres Hautbild genannt. Negativ bewertet wird immer wieder, dass die Pille sich auf die Lust auswirkt. Bei nicht wenigen Frauen führt sie zu einer vermehrten Lustlosigkeit auf Sex. Aber auch von anderen Nebenwirkungen und Langzeitfolgen höre ich immer wieder.
Es macht also Sinn, sich immer mal wieder mit der Frage zu beschäftigen, passt die Pille noch zu mir, zu uns? Dieses Thema können wir auch gerne zusammen in der Praxis besprechen.
Unabhängig davon wie Ihre persönliche Antwort ausfällt: Happy Birthday!